Das Projekt

Einleitung

Das Studienprojekt „Soziale Innovation im Ruhrgebiet“ der Fakultät Raumplanung an der TU Dortmund hat sich im vergangenen Jahr intensiv mit den Zusammenhängen zwischen räumlicher Entwicklung und Sozialer Innovation und deren Auswirkungen auf das Ruhrgebiet beschäftigt. Das ehemalige Gebiet des Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk ist eine der am dichtesten besiedelten Regionen Deutschlands und „eine der fünf größten Agglomerationen Europas“ (Regionalverband Ruhr o.J.). Früher geprägt durch die Montanindustrie, erfährt das Ruhrgebiet heute einen deutlichen Strukturwandel hin zum Dienstleistungssektor, der Diversifizierung der Wirtschaft und der Bildung (Arndt et al. 2015: 8). Trotz „bemerkenswerter Ansätze zur Bewältigung des Strukturwandels“ (Arndt et al. 2015: 1) steht das Ruhrgebiet weiterhin vor Herausforderungen. Im räumlichen Bereich hat die Industrie nun ungenutzte und verfallende Leerstände hinterlassen (Regionalverband Ruhr 2014: 14), im sozialen Bereich gilt es beispielsweise, Geflüchtete zu integrieren (Diekmann et al. 2015).

Zur Problemlösung und Bewältigung von Herausforderungen werden neue Denkansätze benötigt. Im technischen Bereich sorgen Innovationen (Erfindungen) für eine Steigerung der Produktivität und eine Vereinfachung der Arbeitsschritte (Gillwald 2000: 7). Ergänzend zu technischer Innovation kann auch das Phänomen sozialer Innovation zur Lösung von Herausforderungen innerhalb der Gesellschaft beitragen. Soziale Innovation beschreibt „neue soziale Praktiken, […] die auf die Lösung von Problemen abzielen, direkt oder indirekt sozialen Bedarf decken“ (Kopp et al. 2014: 3). Die Realisierung dieser neuen Denkansätze geschieht unter anderem durch Initiativen, die in dieser Forschungsarbeit primär den Untersuchungsschwerpunkt bilden.

Die Projektgruppe, bestehend aus 11 Studierenden des zweiten Fachsemesters, hat sich dazu entschieden, anstatt eines klassischen Endberichts in Papierform, ihre Ergebnisse auf dieser Website zu präsentieren. Der Grundgedanke ist, ein interaktive und nutzbare Forschungsarbeit zu schaffen, die öffentlich zugänglich ist. Die Projekt- und Forschungsarbeit der letzten zehn Monate brachte eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen, unter anderem zu den Forschungsfeldern der Sozialen Innovation, des Ruhrgebiets sowie der Cluster- und Netzwerkforschung hervor. Von besonderer Bedeutung war die Netzwerkanalyse, mit deren Hilfe mehr als 300 Initiativen, Räumlichkeiten und Veranstaltungen mit Standort und/oder Aktionsradius im Ruhrgebiet erhoben werden konnten.

Nach den einleitenden theoretisch geprägten Kapiteln zum Thema Soziale Innovation und  Initiativen, wird in den Kapiteln Soziale Innovation und Ruhrgebiet und Quartiere, Cluster und Netzwerke erläutert, wie eben diese 300 Akteure sowohl großräumig auf regionaler Ebene, als auch auf Quartiersebene, einen Einfluss auf die räumliche Entwicklung des Ruhrgebiets ausüben. Der zweite große inhaltliche Schwerpunkt der Website bietet eine Datenbank mit einer Vielzahl an Netzwerkkarten, die durch die Netzwerkanalyse erstellt werden konnten. Die interaktive Karte, die unter dem Namen Innovationsmelder die Forschungsarbeit abrunden soll, gibt den Akteuren sozialer Innovation die Möglichkeit, einen Überblick über die vorhandenen Initiativen, Räumlichkeiten und Veranstaltungen zu bekommen  und eventuell selber einen Beitrag zur räumlichen Entwicklung im Ruhrgebiet leisten zu können.

Quellen

Was ist Raumplanung?

Da es sich bei diesem Projekt um eine Studienarbeit im Rahmen des Studiengangs „Raumplanung“ an der TU Dortmund handelt, soll an dieser Stelle kurz darauf eingegangen werden, in welcher Form dieses Projekt einen Bezug und Relevanz für die Raumplanung besitzt.

Ziel und Aufgabe der Raumplanung

Ziel und Aufgabe der Raumplanung ist, „unterschiedliche Anforderungen, Konflikte und Chancen im Raum zu analysieren und darauf aufbauend Konzepte, Lösungswege und Strategien aufzuzeigen sowie deren Umsetzung zu begleiten. Aktuelle bzw. zukünftige Problemlagen werden vorausschauend behandelt“ (TU Dortmund 2018). Wie sich in den folgenden Kapiteln herausstellen wird, bietet die in diesem Projekt allgegenwärtige Soziale Innovation ebenfalls solche „Konzepte, Lösungswege und Strategien“ (ebd.).

Raumplanung zeichnet sich besonders durch ihre Interdisziplinarität aus. Sie fasst die Planung der unterschiedlichen Planungsebenen unter einem großen Begriff zusammen. Raumplanung befasst sich vom einfachen Häuserblock, über Stadtteil, Region und Land bis hin zur internationalen Ebene mit der Planung und Erforschung der räumlichen Entwicklung. (ebd.)

Bezug des Projektes zur Raumplanung

In diesem Projekt liegt der Fokus auf der regionalen Ebene, zu der auch das Ruhrgebiet gehört. Nicht nur aufgrund des Hochschulstandorts in Dortmund, sondern vor allem aufgrund seiner historischen Vergangenheit ist das Ruhrgebiet, ein besonders interessanter Schwerpunkt für dieses Studienprojekt. Die über Jahrzehnte durch Industrie und Kohle geprägte Region litt zunehmend mehr unter dem Strukturwandel. Dieser hinterließ räumliche, soziale und wirtschaftliche Defizite (Krummacher et al. 2003: 2-16). An diesem Punkt setzt Soziale Innovation an. Sie versucht dort Probleme zu lösen, wo bereits existierende Lösungswege und Organisationen keine Wirkung gezeigt haben (vgl. Schwarz und Howald 2010: 45).

Aus diesem Grund erforscht das Projekt, wie sich Soziale Innovation auf die räumliche Entwicklung im Allgemeinen, aber auch aufgrund der geschichtlichen und räumlichen Besonderheiten auf das Ruhrgebiet auswirkt. Zudem wurde im Laufe des Projekts auch noch die Ebene des Quartiers in die Projektarbeit aufgenommen, um die Auswirkungen der Sozialen Innovation auch im kleinräumigen Maßstab zu erforschen.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich die Relevanz des Projektes für die Raumplanung dadurch auszeichnet, dass Soziale Innovation in Wechselwirkung mit räumlicher Entwicklung steht und die Erforschung von beiden Prozessen und ihrem Zusammenhang in die Überlegung zur Stadtgestaltung einfließen sollten.

Quellen

Projektziele und Forschungsfrage

Zielsetzung

Ziel des Projektes ist zu erarbeiten, in welchem Zusammenhang Soziale Innovation und räumliche Entwicklung stehen. Um dies herauszufinden, wird unter anderem der Fokus auf Initiativen und deren Vernetzung gelegt.

Das primäre Ziel ist, die Beziehungen der Initiativen untereinander in einer Netzwerkkarte darzustellen, gleichzeitig kann mit Hilfe der erhobenen Daten eine Onlinedatenbank für sozial innovative Akteure aufgebaut werden. Die Datenbank beinhaltet Informationen über die Initiativen wie z.B. den Standort, deren Organisationsform und Kontaktdaten. Mit der daraus resultierenden Netzwerkkarte werden die Vernetzungen der Institutionen visuell, durch entsprechende Punkte (Akteure) und Linien (Verknüpfungen), dargestellt. Die Daten wurden durch Interviews, mit den vom Projekt ausgewählten Initiativen, sowie durch die Netzwerkanalyse erhoben. Durch die Auswertung der Ergebnisse kann anschließend eine Netzwerkkarte erstellt werden.

Damit dies erreicht werden kann, muss zunächst ein allgemeines Verständnis von Sozialer Innovation und sozial innovativen Initiativen vorhanden sein, das mithilfe von Fachliteratur, Interviews und Befragungen in den Hotspots erlang wird. Dies ist wichtig als Hintergrundwissen, um herausfiltern zu können, durch wen und wo sich Soziale Innovation entwickelt. Der Ort spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn das Projekt beschäftigt sich ausschließlich mit dem Raum Ruhrgebiet und dessen Besonderheiten und Rahmenbedingungen für Soziale Innovation. Durch Interviews mit den Initiativen werden die Voraussetzungen, die sie benötigen, um sich zu etablieren und niederzulassen, erfasst. Der theoretische und empirische Teil wird anschließend zusammengeführt.

Des Weiteren wird der sogenannte Innovationsmelder als letztliches Ziel angestrebt. Der Innovationsmelder bietet die Möglichkeit, verfügbare Räume sichtbar und nutzbar zu machen. Zudem werden Initiativen und Veranstaltungen erfasst. Dadurch haben die Initiativen einen Überblick über verfügbare Räume die sie nutzen, andere im Ruhrgebiet agierende Initiativen mit denen sie kooperieren oder Veranstaltungen die sie besuchen können. Für diesen werden die Ergebnisse der Netzwerkanalyse benötigt, um möglichst viele unterschiedliche Initiativen, Räumlichkeiten und Veranstaltungen genannt zu bekommen. Die Netzwerkanalyse gibt einen Überblick über die verschiedenen Räumlichkeiten und deren Nutzbarkeit. Ebenso entsteht so ein Eindruck davon, welche anderen Initiativen es gibt und was deren Handlungsfelder sind. Zu guter Letzt werden die verschiedenen Veranstaltungen aufgezeigt, die zum Netzwerken genutzt werden können. Die unterschiedlich kategorisierten Initiativen, Räumlichkeiten und Veranstaltungen können in der Karte des Innovationsmelders gefiltert werden, damit die Initiativen oder auch andere, an Sozialer Innovation interessierte, zielgerichtet die für sie interessanten Informationen erhalten. Eine Überlegung des Projektes ist, dass anschließend die Initiativen selber die Räumlichkeiten in den Innovationsmelder eintragen können und dieser dadurch eigenständig weitergeführt wird.

Forschungsfragen

Die Forschungsfragen sind der Leitfaden der Ausarbeitung des Projektthemas. Anhand der aufgestellten vier Hauptfragen, bzw. Unterfragen, lassen sich die übergeordneten Ziele erreichen. Diese bestehen darin sich einen Überblick über den aktuellen Stand der Sozialen Innovation im Ruhrgebiet zu verschaffen, mit besonderem Augenmerk auf Initiativen, Netzwerke, Hotspots/Cluster, räumliche Merkmale und räumliche Entwicklung. Um das gesamte Thema zu visualisieren, wurde die unten stehende Grafik erstellt, die einen Überblick über die Forschungsfragen geben soll.

Abb. 1: Forschungsfragen (Quelle: eigene Darstellung)

Der Aufbau der Grafik beginnt mit den vier Hauptfragen und den dazugehörigen Unterfragen.
Die Beantwortung der Hauptfragen, bzw. Unterfragen, erfolgt durch theoretische und empirische Methoden, indem Literaturrecherchen, Netzwerkanalysen und explorative Interviews durchgeführt und ausgewertet werden. Zur Erhebung der Daten des vierten Fragenblocks werden Ortsbegehungen durchgeführt. Bei dieser Quartiersforschung, finden Befragungen in den verschiedenen zuvor ausgewählten Quartieren statt, um einen Eindruck vor Ort zu erhalten. Letztendlich soll durch die Beantwortung der vier Hauptfragen die übergeordneten Ziele, erreicht werden. Im Gegensatz zum vorherigen Aufbau der Forschungsfragen wurden diese, aufgrund der Darstellung als Blog und durch neue Erkenntnisse in der weiteren Projektarbeit, abgeändert. Ebenso wurde die empirische und theoretische Aufteilung der Fragen aufgehoben, da durch die Umstellung der Unterfragen eine genaue Abgrenzung nicht mehr möglich war.

Die erste Hauptfrage lautet: Was ist Soziale Innovation? Durch diese Frage soll eine Begriffsdefinition herausgearbeitet werden, welche zum Verständnis des gesamten Projektes dienen soll.

Um die Hauptfrage beantworten zu können werden einige vertiefende Unterfragen aufgestellt, wodurch sich der Hergang, sowie die Berücksichtigung des äußeren Einflusses zur Sozialen Innovation herleiten lässt:

a. Welche Modelle, Definitionen und Konzepte von sozialer Innovation gibt es?
Wie „funktioniert“ Soziale Innovation?

1.  Wie unterscheidet sich Soziale Innovation von anderen Innovationsarten? Wie entsteht aus einer Idee eine Soziale Innovation? (Verstetigungs- und Diffusionspfade)

b. Welche räumlichen Rahmenbedingungen fördern Soziale Innovation?

c. Wie macht sich Soziale Innovation in der räumlichen Entwicklung deutlich?

d. Welche Handlungs- und Organisationsmethoden gibt es zur Förderung sozialer Innovation?

e. Welche Rolle spielen Initiativen für Soziale Innovation? (theoretisch)

Dabei befasst sich Frage 1.a.1 – Wie unterscheidet sich Soziale Innovation von anderen Innovationsarten? Wie entsteht aus einer Idee eine Soziale Innovation? (Verstetigungs- und Diffusionspfade) – damit, ob sich eine Idee, nachdem sie durch regelmäßige Ausübung und anschließende Publizierung, verstetigen lässt. Dies wird im Kapitel Wie funktioniert Soziale Innovation? nochmals genauer erläutert.

Anhand der zweiten Hauptfrage – Wie ist der Zusammenhang zwischen Sozialer Innovation und Initiativen? – soll herausgefunden werden, welchen Einfluss Initiativen auf die Soziale Innovation haben, bzw. inwieweit Initiativen durch ihre Arbeit eben diese fördern. Die dazu gehörenden Unterfragen ermöglichen eine Einordnung, inwieweit die Arbeit und Projekte der Initiativen, direkten oder indirekten, Einfluss auf die Gesellschaft und die Soziale Innovation haben. Diese lauten:

a. Was sind „Initiativen“, welche Arten gibt es, was bezwecken sie und wann/wodurch entstehen sie?

b. Was brauchen Initiativen, um gut zu funktionieren?

c. Unter welchen Bedingungen/wann sind Initiativen sozial innovativ?

d. Wodurch entstehen die Vernetzungen zwischen den Initiativen?

e. Welche Rolle spielen Vernetzungen zwischen den Initiativen hinsichtlich sozialer Innovation? (theoretisch)

f. Kann man soziale Innovativität messbar machen?

Ebenso wichtig ist für das Projekt die dritte Hauptfrage: Welche Besonderheiten bietet das Ruhrgebiet für Soziale Innovationen? Hierbei soll der Fokus auf das Ruhrgebiet gelegt werden. Mit den dazugehörigen Unterfragen wird herausgestellt, ob mögliche Gegebenheiten des Ruhrgebietes existieren, die einen Antrieb für Soziale Innovation sein können oder diese begünstigen. Diesbezüglich lauten die Unterfragen:

a. Welche räumlichen Rahmenbedingungen, die 1. Initiativen und 2. Soziale Innovation fördern, gibt es im Ruhrgebiet?

b. Welche Initiativen, in denen Soziale Innovation entsteht gibt es im Ruhrgebiet?

c. Auf welche Art können die Initiativen, die im Ruhrgebiet identifiziert wurden, unterschieden werden?

1. Aus welchem Antrieb heraus entstehen Initiativen?

2. In welchen Handlungsbereichen sind die Initiativen tätig?

3. Wie erreichen die Initiativen ihre Ziele?

4. Welchen Beitrag leisten Initiativen zu Sozialer Innovation? (regional)

5. Welche Strukturen/Häufungen sind zu erkennen?

6. Welche Rolle spielen Vernetzungen zwischen den Initiativen hinsichtlich sozialer Innovation? (regional)

7. Gibt es räumlich begrenzte „Hotspots“?

Die vierte Hauptfrage lautet: Gibt es Quartiere, Cluster oder Netzwerke die Soziale Innovation begünstigen? Interessant für das Projekt ist es die lokale räumliche Ebene zu erforschen. Auf dieser Ebene werden geographische Anordnungen und Häufungen der Initiativen genauer betrachtet und deren Auswirkung auf das Quartier bzw. das Ruhrgebiet untersucht. Ebenso ist es wichtig zu erforschen, wie die Vernetzungen der Initiativen untereinander entstanden und ob diese eine Wirkung auf Soziale Innovation hat. Die weiteren Fragen die sich daraus für die Projektarbeit ergeben sind:

Fragen zum Hotspot:

a. Was macht einen Hotspot zum Hotspot? (Was sind Cluster und Quartiere?)

b. Existieren „Hotspots“ in bestimmten Quartieren für Initiativen?

1. Wie haben sich die „Hotspots“ im Laufe der Zeit verändert/ entwickelt? (allgemein und historisch)

2. Welche besonderen Merkmale weisen Hotspots auf, die für Initiativen förderlich sind?

3. Kann man die Innovativität in einem Hotspot messbar machen?

Fragen zu den Initiativen:

c. Welche Initiativen gibt es im Hotspot?

1. Sind Strukturen oder Häufungen zu erkennen?

Fragen zu sozialer Innovation:

d. Wie wirkt sich die Vernetzung von Initiativen auf die Soziale Innovation aus? (lokal)

e. Wie innovativ ist der Hotspot? Welchen Beitrag leisten Initiativen zur Innovativität des Hotspots?

f. Welchen Beitrag leistet der Hotspot zur Innovativität des Ruhrgebiets?

Die Forschungsfragen auf diesem Blog wurden zum besseren Verständnis verkürzt aufgenommen, sind aber inhaltlich deckungsgleich mit den im Text aufgeführten Forschungsfragen. Die Antworten auf die Forschungsfragen sowie die Erkenntnisse aus den dafür vorgenommenen Untersuchungen sind in den jeweiligen Dropdown-Menüs abrufbar und werden dort noch einmal genauer erläutert.

 

Methodische Vorgehensweise

Im folgenden Text werden die angewandten Methoden des Studienprojektes näher erläutert, hierzu gehören sowohl inhaltliche Methoden als auch allgemeine Arbeitsweisen in der Projektgruppe (siehe Abb. 2).

Erste Recherchen und Gruppenarbeit

Um zu Beginn des Projektes einen theoretischen Einstieg zu erhalten, wurde eine erste Literaturrecherche durchgeführt. Um diese Arbeit zu intensivieren wurde die Projektgruppe in drei Hausaufgaben-Gruppen eingeteilt, die sich jeweils mit den Themen Soziale Innovation, „coole“ Initiativen und den räumlichen Bedingungen im Ruhrgebiet befassten. Hierbei wurden sowohl erste Definitionen des Begriffs Soziale Innovation, sowie eine erste Checkliste zum Thema Initiativen erarbeitet. Bei der Auswertung dieser Gruppenarbeit ist dann im Plenum beschlossen worden, den Begriff Initiativen alleinstehend weiter zu verwenden, da der vorangehende Begriff „cool“ sehr subjektiv belastet ist, und bis dato nur als Platzhalter für weitere Begriffe galt. Grund dafür war, dass die Projektgruppe zu Beginn der Arbeit noch kein weitreichendes Vorwissen über die Vielfalt der Arten von Initiativen besaß.

Explorative Interviews

Aus dem erlangten Vorwissen zu den drei Themenbereichen wurde dann auf das Konzept der explorativen Interviews aufgebaut. Hierfür wurde ein Leitfaden erstellt. Grund für die explorativen Interviews ist die Sammlung erster Erfahrungen sowohl mit dem methodischen Konzept, als auch im Umgang mit den Initiativen, die einen Schwerpunkt im weiteren Projektverlauf bildeten. So konnte durch die Interviews beispielsweise auch eine differenzierte Meinung zur Thematik der Sozialen Innovation eingeholt und erste Vernetzungsfragen gestellt werden. Um Interviewpartner*innen zu ermitteln wurde eine Online-Recherche durchgeführt. Nach der Kontaktaufnahme und Vermittlung von Terminen, folgten dann in der Exkursionswoche im November 2017 insgesamt 13 Interviews. Kleingruppen bestehend aus zwei bis drei Personen führten, protokollierten und werteten die jeweiligen Interviews aus. Anzumerken ist hier, dass bewusst Interviewpartner*innen aus diversen Bereichen quer über das Ruhrgebiet verteilt herangezogen wurden, um mögliche Unterschiede zu den einzelnen Themenfeldern zu erkennen. Zum Schluss diente eine große Auswertung der geführten Interviews dazu, aus den bis dahin gesammelten Ergebnissen die Forschungsfragen zu entwickeln.

Forschungsfragen und Ziele

Die Forschungsfragen bestanden zu Anfang aus vier Oberfragen mit jeweiligen Unterfragen. Im Laufe der Projektarbeit wurden diese immer wieder überarbeitet und angepasst. Beispielsweise wurden zwei übergeordnete Hauptforschungsfragen hinzugefügt und Anregungen durch Projektbetreuer, -berater und Tutorin mit aufgenommen. Neben der Grafik zu diesen Forschungsfragen wurde im späteren Projektverlauf noch eine Grafik mit expliziten Projektzielen hinzugefügt. Eine detaillierte Erläuterung findet im Abschnitt Projektziele und Forschungsfrage statt.

Netzwerkanalyse

Die bedeutendste Methode des Projekts ist die Netzwerkanalyse. Diese bot die Möglichkeit, Räume, Veranstaltungen und Standorte von Akteuren mit Bezug zu Sozialer Innovation im Ruhrgebiet zu erfassen und die untereinander bestehenden Verbindungen und Netzwerke zu erforschen (siehe Abb. 3).

Zu Beginn wurde daher eine spezifische Literaturrecherche zur Netzwerkanalyse durchgeführt, insbesondere die Literatur von Dorothea Jansen (Einführung in die Netzwerkanalyse) half bei der Ausarbeitung des Fragebogens. Um möglichst alle Akteure und Organisationen der Sozialen Innovation im Ruhrgebiet zu erfassen wurde das sogenannte Schneeballverfahren als Erhebungsmethode festgelegt (siehe Abb. 4). Als Startpunkte dienten hier die Akteure, die zuvor schon an den explorativen Interviews teilgenommen hatten. Die Fragen der Netzwerkumfrage wurden auf Grundlage der Forschungsfragen erstellt, und ebenfalls einer ständigen Überarbeitung unterzogen. Als einfachste Möglichkeit erwies sich, Teile der Umfrage im Matrix-Fragen-Konzept zu gestalten, sodass es den Teilnehmer*innen erleichtert wird, die Art der Beziehung zu anderen Akteuren darzustellen.

Als Startpunkt dienten, wie bereits erwähnt, die Interviewpartner*innen aus den explorativen Interviews. Mit Hilfe dieser wurde gleichzeitig auch der Pre-Test der Umfrage durchgeführt, um auf eventuelle Schwierigkeiten oder Fehler aufmerksam zu werden und diese beheben zu können. Der Pre-Test bot die letzte Möglichkeit größere Änderungen am Fragebogen vorzunehmen, da spätere Veränderungen eine Verfälschung der Ergebnisse mit sich bringen würden. Um nach dem Schneeballverfahren weitere Teilnehmer*innen zu generieren, geschah eine Einteilung der gesamten Umfrage in zeitlich begrenzte Abschnitte. Jeweils zum Ende einer Welle wurde den neu genannten Akteuren der Netzwerkfragebogen zugeschickt und somit die nächste Welle gestartet. Gesammelt wurden die Ergebnisse der Teilnehmer*innen hierbei in einer Datenbank. Eine begrenzte Frist diente dazu, die Erhebung rechtzeitig zu beenden, damit ein zeitlich korrekter Abschluss des Projektes geschehen konnte.

Um die Daten für das Projekt auszuwerten und Netzwerkgrafiken zu erstellen, diente eine gesamte Projektsitzung der Übertragung der erhobenen Daten in Excel-Tabellen. Zur Erstellung der Netzwerkkarten und Auswertung der Ergebnisse ist die Netzwerk-Software „Gephi“ zum Einsatz gekommen. Zunächst befassten sich einzelne Projektmitglieder mit dem Erlernen der Software, später wurde hierfür eine eigene Kleingruppe zusammengestellt, die sich mit jeglichen Angelegenheiten zum Thema Netzwerkanalyse und Netzwerksoftware befasste. Zum Ende des Projekts wurden mit der Software dann verschiedene Karten erstellt, die die einzelnen in der Befragung erhobenen Aspekte beinhalteten, zudem wurde eine Gesamtkarte erstellt, die alle erhobenen Daten enthält.

Innovationsmelder

Im Rahmen der explorativen Interviews wurde dem Projekt der Vorschlag gemacht, die erhobenen Daten, insbesondere zu Standorten von Räumlichkeiten und Veranstaltungen im Ruhrgebiet, den Teilnehmern der Netzwerkanalyse und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und somit einen Nutzen für alle aus der geleisteten Arbeit zu ziehen. Die Idee wurde als Ziel in das Projekt integriert und fortan unter dem Arbeitstitel „Vollstandsmelder“ behandelt. Der Begriff wurde aus einem Konzept des Netzwerk X übernommen (Netzwerk X 2013), und soll an den Leerstandsmelder angelehnt sein. Später wurde die Bezeichnung allerdings noch einmal überdacht und sich auf den finalen Titel „Innovationsmelder“ geeinigt.

Der Innovationsmelder ist auf diese Website integriert. Nähere Informationen zum Arbeitsprozess und dem Innovationsmelder finden sich deshalb auf der angegebenen Seite.

Erweiterte Literaturrecherche

Nach der einleitenden Literaturrecherche wurde im Verlaufe des Projekts weiterhin nach relevanter Literatur gesucht, hierbei wurde sich an den Forschungsfragen orientiert. Die Literatur wurde gesichtet und dies in Protokollen festgehalten. Im Plenum wurde anschließend in relevant oder irrelevant für die theoretische Arbeit des Projekts unterteilt. Anschließend wurden Leseaufträge verteilt und ausführliche Leseprotokolle geschrieben. Hierbei wurde die Literatur auch den einzelnen Forschungsfragen zugeteilt und im Anschluss in einer großen Tabelle zusammengetragen, um alle relevanten Ausschnitte der verschiedenen Quellen für die Beantwortung einer Frage zu erhalten. Des Weiteren wurden für die Beantwortung der Forschungsfragen auch die Ergebnisse aus den vorherigen Methoden verwendet.

Ortsbegehungen, Interviews und Mental-Maps

Im Laufe der Projektarbeit wurde sich darauf geeinigt neben der großräumigen Ebene des Ruhrgebiets, auch die kleinräumigen Auswirkungen auf Quartiersebene als Themenschwerpunkt festzulegen. Um diese zu erforschen, wurden auf Grundlage der Daten aus der Netzwerkanalyse Orte im Ruhrgebiet ausgemacht, an denen sich besonders viele der durch die Umfrage erhobenen Organisationen in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. Die Kleingruppe „Cluster, Quartiere und lokale Netzwerke“, bereitete Interviewleitfäden und Karten zur Erstellung von sogenannten Mental-Maps vor, um daraufhin in einigen der erkannten Cluster Befragungen mit Personen vor Ort durchzuführen, um sowohl deren Meinungen, Besonderheiten und Wahrnehmungen zu erfassen, als auch eigene Eindrücke von diesen Orten zu sammeln.

Experten- und Arbeitsgruppen

Mit fortschreitender Arbeitszeit hat sich das Projekt darauf geeinigt, die weitere Arbeit in Expertengruppen durchzuführen. Die Gruppen ergaben sich aus den jeweiligen Projektzielen.

Expertengruppe 1 befasste sich auf theoretischer Ebene mit den Themen Soziale Innovation, Initiativen und Ruhrgebiet, sowie mit der dazugehörigen Literatur. Expertengruppe 2 behandelte das Thema der Quartiere, Cluster und lokale Netzwerke, die im Laufe des Projektes neu als Ziel festgelegt worden waren. Expertengruppe 3 war verantwortlich für alle Arbeiten, die in Verbindung mit der Netzwerkanalyse standen. Um das veranschlagte Ziel des Innovationsmelders zu erreichen wurde ebenfalls eine Gruppe zur Einrichtung von diesem gebildet. Die Wahl der jeweiligen Gruppe geschah frei, so wurde garantiert, dass jedes Projektmitglied seine persönlichen Fähigkeiten am besten einsetzen konnte. Zudem wurde durch den Fokus auf einen Themenschwerpunkt eine inhaltlich erfolgreiche Arbeit gesichert. Die Erstellung eines internen Arbeitsplans von jeder Expertengruppe diente dazu, den weiteren Verlauf des Projektes speziell auf die Themenschwerpunkte anpassen zu können.

Des Weiteren wurden Arbeitsgruppen gebildet, die sich aus jeweils einem Mitglied der Expertengruppe zusammensetzten und die Erledigung von Aufgaben, die keinem Themenschwerpunkt zugeteilt werden konnten, zur Aufgabe hatten.  Hierzu zählen die Verwaltung des Online-Blogs, die Erarbeitung von Grafiken und die Kontaktaufnahme zu Initiativen. Außerdem wurde durch diesen, so genannten Matrix-Aufbau, eine Durchmischung und bessere Kommunikation unter den Kleingruppen garantiert (sieh Abb. 5).

Generelles Arbeiten in der Gruppe

Um einen geregelten und erfolgreichen Verlauf des Projektes zu erzielen wurden von Beginn an klare Strukturen gesetzt. Das Microsoft-Office Programm „OneNote“ war Grundlage für alle schriftlichen Arbeiten des Projektes. So konnte garantiert werden, dass alle erarbeiteten Ergebnisse sofort und überall für jedes Projektmitglied verfügbar waren. Des Weiteren wurde über dieses Programm auch die Moderations- und Protokollarbeit geleistet. Um eine klare Struktur in die Projektsitzung und das Protokoll zu bekommen, wurden Vorlagen für die jeweiligen Konzepte genutzt. Das Moderationskonzept enthielt neben den sich ändernden Tagesordnungspunkten auch wiederkehrende Aspekte. Hierzu zählten die Protokollkritik, organisatorische Besprechung, Planung der nächsten Sitzung und Vergabe der Hausaufgaben. Des Weiteren fand zum Ende der Sitzung eine Moderations- und Sitzungskritik statt, um konstruktive Kritik für die nächsten Sitzungen zu äußern. Die Arbeitsrollen wurden nacheinander in alphabetischer Reihenfolge durchlaufen.

Elevator Pitch

Nach der ersten Abgabeleistung (Exposé) zu Anfang des Jahres wurde ein so genannter Elevator-Pitch angesetzt. Hierbei sind die einzelnen Schreibgruppen zusammen mit dem Projektberater jeweils eine Aufzugfahrt vom Untergeschoss bis ins Dachgeschoss gefahren. Auf der Hinfahrt erläuterten die Gruppen in kurzer Zeit ihre Arbeit und ihren Beitrag für das Exposé. Auf der Rückfahrt stellte der Berater Fragen und gab Feedback zu den erbrachten Leistungen. Die einzelnen Aufzugfahrten wurden dabei in einem Video festgehalten und später in der Projektsitzung ausgewertet. Ziel war es den Projektmitgliedern zu vermitteln, wie man in kurzer Zeit möglichst präzise und anschaulich ein Konzept oder Ergebnis präsentieren kann. Dies geschah auch im Hinblick darauf, dass eine solche Methode im Bereich der Start-Ups und Initiativen oft angewendet wird.

  • Abb. 2: Methodische Konzepte und Vorgehensweisen für die Projektarbeit (Quelle: eigen Darstellung)

Quellen