Soziale Innovation & Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet grenzt den Raum ein, der in Hinblick auf die Auswirkungen Sozialer Innovation betrachtet wird. Das ist auch der Grund, warum nur Initiativen in die Netzwerkbefragung integriert wurden, die ihren Standort und Aktionsradius im Ruhrgebiet haben. Da das Ruhrgebiet keine „politisch administrative Einheit darstellt“ (Arndt et al. 2015: 10), ist eine Abgrenzung äußerst schwierig, sodass sich das Projekt deshalb am Gebiet des Regionalverbandes Ruhr (RVR) orientiert (siehe Abb. 12).

Abb. 12: Karte vom Ruhrgebiet (Quelle: Regionalverband Ruhr)

 

Welche räumlichen Bedingungen fördern Initiativen und soziale Innovation?

Während das Ruhrgebiet um das Jahr 1950 für enormes Wachstum und Wohlstand durch die Montanindustrie bekannt war und das Herzstück des deutschen Wirtschaftswunders darstellte, ist es heute von leerstehenden Industrieanlagen und starken sozialen Disparitäten (vgl. Ahr 2017: 1), sowie hohen Arbeitslosen- und Migrantenanteilen und starkem demographischen Wandel geprägt (vgl. Heinze 2005: 101). Somit hat das Ruhrgebiet ein hohes Potential zur Verbesserung sozialer Strukturen.

Strukturwandel im Ruhrgebiet

Mit abnehmender Bedeutung der Montanindustrie ging der Abbau der sozialen Struktur einher und zog eine Vielzahl an Brachflächen und leerstehenden, teils zerfallenden Industrieanlagen nach sich, die auch heute noch nicht umgebaut oder abgerissen wurden (vgl. Gelhar und Boldt 2008: 56f.). Somit verschob sich der Schwerpunkt von der Montanindustrie zugunsten des tertiären Wirtschaftssektors und der Forschung, sodass sich das Ruhrgebiet zur Metropolregion entwickelte und zum Innovationszentrum wurde (vgl. Bogumil et al. 2012: 57-59). Folglich fand eine Diversifizierung des monostrukturell ausgeprägten Raumes statt. Das Ruhrgebiet entwickelte sich von einer ehemaligen Industrieregion zu einer Dienstleistungs- und Kulturgesellschaft. (vgl. Faust 1999: 11-13)

Räumliche Struktur

Die räumliche Struktur des Ruhrgebiets stellt einen für Soziale Innovation begünstigenden Faktor dar. Sie zeichnet sich durch Polyzentralität und eine mit 5,3 Millionen Einwohnern (vgl. Neagele und Reichert 2005: 337) hohe Bevölkerungszahl, sowie höhere Bevölkerungsdichte als in anderen Metropolregionen aus. Prägend für das Ruhrgebiet ist außerdem eine gute Breitbandversorgung und eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur. Das Gebiet Rhein-Ruhr stellt einen funktional verflochtenen Ballungsraum dar, der durch seine sogenannte Gateway-Funktion einen Knotenpunkt für Wissen, Waren und Personen darstellt und durchaus auch internationale Bedeutung hat. (vgl. Arndt 2015: 3-15)

Ruhrgebiet als Hochschulstandort

Das Ruhrgebiet ist einer der größten Hochschulstandorte Deutschlands. Mit Hochschulen einher gehen Forschung und Wissen, welche das Innovationspotential erhöhen (vgl. Arndt 2015: 15, 225). Bisher ist das Ruhrgebiet aber noch unterdurchschnittlich innovativ (vgl. Arndt 2015: 1). Um Soziale Innovation anzuregen und zu fördern, gibt es bereits Wettbewerbe im Ruhrgebiet, wie beispielsweise den „Dienstleistungswettbewerb Ruhrgebiet“ (DLWR) (vgl. Howald und Jacobsen 2010: 315).

Förderliche Faktoren

Im Ruhrgebiet gibt es Faktoren, die Soziale Innovation fördern. So zum Beispiel der Übergang von einer Industriegesellschaft zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft und eine Vielzahl an Hochschulen, einhergehend mit einem höheren Bildungsniveau (vgl. Arndt 2015: 1, 225). Dies und auch gezielte Gründungsförderung (vgl. Arndt 2015: 3) schaffen gute Voraussetzungen, bzw. Anregungen zum Entstehen neuer Initiativen. Da Gründer in der Regel in der Nähe ihrer Herkunft bleiben (vgl. Heinze 2006: 17), stellt dies eine gute Voraussetzung für die Neuentstehung von Initiativen im Ruhrgebiet dar. Auch die zu Beginn dieses Textes erwähnten Leerstände können für Initiativen, bzw. Akteure Sozialer Innovation durchaus förderlich sein, da sie nutzbare Räumlichkeiten für Veranstaltungen oder interne Treffen darstellen (vgl. Interviews). Aus den explorativen Interviews mit einigen Initiativen zu Beginn der Projektarbeit ging außerdem hervor, dass ein ausschlaggebender Faktor für die Ansiedlung von Akteuren im Ruhrgebiet die offene Mentalität der Leute im Ruhrgebiet ist und wenig Konkurrenzdenken vorherrscht, was die Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den Initiativen begünstigt. Andere Faktoren, die sich aus den Interviews ergaben, sind generell gute Vernetzungsmöglichkeiten dadurch, dass es eine hohe Bevölkerungsanzahl – und somit auch viele potentielle Akteure und gut ausgebaute Infrastrukturen gibt, da sich das Ruhrgebiet als eine Stadt fühlt. Durch die schon erwähnte hohe Armut und Arbeitslosigkeit wird Kreativität gefordert und stellt so Potential für Soziale Innovationen dar. Der hohe Migrantenanteil stellt einen möglichen Handlungsansatz für Akteure dar und begünstigt beispielsweise die Gründung von Flüchtlingshilfen, die durchaus auch sozial innovative Konzepte verfolgen können. Durch die hohe Hochschuldichte gibt es viele junge, engagierte Menschen und somit ein hohes Innovationspotential. (vgl. explorative Interviews)

Innovationsprozess

Ein besonderer Stellenwert kommt der räumlichen Nähe zu, da sie einen Austausch zwischen verschiedenen Initiativen ermöglicht und die Organisation von Innovationsprozessen begünstigt (vgl. Feldotto 1997: 75). Da Initiativen in diesem Rahmen als Träger Sozialer Innovation betrachtet werden, können sie als Stellvertreter Sozialer Innovation gesehen werden. Somit wird durch räumliche Nähe ermöglicht, dass Soziale Innovation schnell von Initiative zu Initiative verbreitet wird. Hierbei ist allerdings zu erwähnen, dass es sich im Rahmen der Erhebungen bei dem Begriff sozial innovativ um von anderen Initiativen als innovativ bezeichnete Initiativen handelt und hier nicht jede einzelne Initiative hinsichtlich auf Soziale Innovativität genau untersucht und gefiltert wurde, da das den Rahmen der Projektarbeit bei Weitem überschritten hätte.

Initiativen im Ruhrgebiet

Durch eine Netzwerkanalyse der Vernetzungen der Initiativen im Ruhrgebiet zeigt sich ein ähnliches Ergebnis. Bei der Erhebung hat sich gezeigt, dass es vor allem Häufungen von Initiativen in den größeren Städten des Ruhrgebiets gibt. Die räumliche Nähe innerhalb der Städte bietet durch die guten Vernetzungsmöglichkeiten einen günstigen Standortfaktor für Initiativen. Dortmund, Bochum und Essen umfassen dabei die meisten genannten Akteure, wie auch in Abbildung 13 zu sehen. Hierbei ist auffällig, dass es ein Ost-West-Gefälle gibt. Dortmund und Bochum im Osten beinhalten am meisten Akteure, während die Anzahl dieser nach Westen hin mit Essen, Oberhausen, Mülheim und Duisburg abnimmt.

Abb. 13: Erhobene initiativen im Ruhrgebiet (Quelle: eigene Darstellung)

Deutlich wird beim Betrachten der sozial innovativen Akteure außerdem, dass der Initiative DO12 eine wichtige Position im Netzwerk der sozial Innovativen Akteure einnimmt, da viele andere Akteuren diesen kennen. Der Akteur selbst hat Verbindung zu vielen anderen Akteuren im Ruhrgebiet, wodurch er vermutlich Soziale Innovationen in großen Teilen des Ruhrgebiets verbreiten kann und somit einen bedeutenden Einfluss auf die gesamte Innovativität des Ruhrgebiets hat. Die gute Vernetzung im gesamten Netzwerk lässt außerdem darauf schließen, dass die Innovativität im ganzen Ruhrgebiet stark ausgeprägt ist, da sich Innovation in einem starken Netzwerk besser verbreiten kann. In den Ergebnissen der Netzwerkanalyse sind kaum Start-ups zu sehen. Dies steht in einem gewissen Widerspruch zu den Ergebnissen der Interviews, da dort von einer verbreiteten Start-up-Szene im Ruhegebiet berichtet worden ist. Dass dieses Ergebnis in der Netzwerkanalyse nicht deutlich geworden sind, kann allerdings daran liegen, dass sich in der Projektarbeit eher auf Initiativen, als Start-ups konzentriert worden ist.

Insgesamt kann man also zu dem Schluss kommen, dass das Ruhrgebiet durchaus gute Standortbedingungen für sozial innovative Initiativen, bzw. Akteure im Allgemeinen bietet. Gründe dafür sind u.a. die vielen freien Räumlichkeiten und die geographische Nähe der Städte, durch die sich die Initiativen leichter vernetzen können. Durch die gegebenen Vernetzungen, die den Netzwerkkarten zu entnehmen sind und den vielen als sozial innovativ angegebenen Akteuren, lässt sich auch schlussfolgern, dass das Ruhrgebiet insgesamt auch gute Bedingungen für Soziale Innovation bietet.

Quellen

Welche unterschiedlichen Akteure gibt es im Ruhrgebiet?

Im Laufe der Netzwerkanalyse und der explorativen Interviews hat sich deutlich herausgestellt, dass es viele verschiedene Arten von Initiativen gibt. Um die erhobenen Initiativen genauer zuordnen zu können, wurden in die Netzwerkbefragungen entsprechende Fragen zu den thematischen Handlungsbereichen sowie zu den Arten der Projekte/ Aktivitäten eingebaut und eine Checkliste erstellt.

Akteure

Generell lassen sich die Akteure anhand Ihrer Organisationsform unterscheiden. Zum einen gibt es die Initiativen, die als Träger Sozialer Innovation verstanden werden und die mit Hilfe der Netzwerkbefragung sowie der Checklisten genauer kategorisiert werden. Zum anderen gibt es Förderinstitutionen und Start-Ups. Förderinstitutionen sind Initiativen/ Gruppen/ Organisationen, die andere Initiativen/ Gruppen/ Organisationen in jeglicher Hinsicht (z.B. finanziell, durch Wissen oder Vernetzung) unterstützen und fördern. Dabei müssen sie, anders als Initiativen, nicht unbedingt innovativ sein. Start-ups sind, nach Auslegung des Projektes, gewinnorientierte Unternehmen, die ein spezielles Produkt oder eine spezielle Dienstleistung verkaufen. Dabei war es dem Projekt wichtig, dass immer der Bezug zur Sozialen Innovation gegeben sein muss, d.h. dass das Produkt welches die Start-ups verkaufen oder der Gewinn, der durch den Verkauf erzielt wird, der Gesellschaft zugutekommt und einen gemeinnützigen Effekt hat.

Kategorisierung der Akteure

Was unter Initiativen verstanden wird, wurde in einem vorherigen Kapitel umfassend erläutert. Um einen besseren Überblick über die Vielfalt der verschiedenen Arten an Initiativen zu bekommen, wurden die erhobenen Akteure kategorisiert. Dies erfolgte auf Grundlage der Daten aus der Netzwerkbefragung. In der Umfrage sollten die Akteure selbst allgemeine Informationen über Ihre Initiative/Gruppe/Organisation angeben. Diese Angaben beinhalteten Projekte und Aktionen, die diese durchführen wie z.B. Seminare, Stammtische oder Infoveranstaltungen und die thematischen Handlungsbereiche wie z.B. Flüchtlingshilfe, Quartiersarbeiten oder Politik.

Kategorisierung durch die Checkliste

Des Weiteren wurde eine Checkliste erstellt um die erhobenen Akteure weitergehend kategorisieren zu können. Die Kriterien der Checkliste entstammten den Erfahrungen aus den explorativen Interviews sowie aus Erkenntnissen der Internetrecherche über die einzelnen Akteure. So gibt es Initiativen, die staatlich, kirchlich oder politisch getragen werden und von einer externen Organisation beeinflusst werden. Andererseits gibt es auch Initiativen, die ganz unabhängig von einer außenstehenden Institution organisiert werden. Darüber hinaus gibt es Initiativen, die eine Dachorganisation besitzen. Das bedeutet, dass sie von einer ihr übergestellten Institution organisiert werden. Dabei ist es irrelevant ob die Dachorganisation staatlich, kirchlich, politisch oder von keiner außenstehenden Institution getragen wird. Als nächstes wurde zwischen Initiativen unterschieden, die nur einen sozialen Bedarf decken und daher weniger innovativ sind und Initiativen, die darauf gerichtet sind neue Handlungsweisen und Praktiken in der Gesellschaft zu etablieren und daher eher innovativ sind.

Kategorisierung nach Handlungsbereichen

Aufgrund der vielen verschiedenen Angaben zu den thematischen Handlungsbereichen der Initiativen aus den Netzwerkbefragungen, wurden diese noch einmal kategorisiert. Dabei entstanden folgende übergeordnete Kategorien: Kultur, Digitale Bildung, Jugendarbeit, Entwicklung, Gesellschaft, Umwelt, Politik und Flüchtlingshilfe. In der folgenden Tabelle sind die einzelnen Kategorien mit ihrem Inhalt näher erläutert (siehe Tab. 1).

 

Tab. 1: Handlungsbereiche/ Aufgabenbereiche der Initiativen (Quelle: eigene Darstellung)

Kategorie

Beschreibung

Kultur

Geschichte, Lokale arbeiten, Quartiersbildung, Musik und Kunst

Digitale Bildung

Technische Bildungsveranstaltungen, FabLab´s

Jugendarbeit

Kinder- und Jugendhilfe

Entwicklung

Bildung von Netzwerken, Informationsaustausch, Unterstützung anderer, Bildungsveranstaltung

Gesellschaft

Demokratieförderung, „Verbessern der Welt“, schaffen eines Umdenken in der Gesellschaft

Umwelt

Nachhaltige Entwicklung, Schutz natürlicher Ressourcen

Politik

Politische Bildung, politische Jugendorganisationen

Flüchtlingshilfe

Sprachkurse, Integration

 

In Abbildung 14 ist der prozentuale Anteil der jeweiligen Handlungsbereiche der Akteure zu sehen. Es ist zu erkennen, dass über ein Drittel der erhobenen Initiativen dem thematischen Handlungsbereich der Kultur zuzuordnen sind.

Abb. 14: Aufteilung der erhobenen Initiativen im Ruhrgebiet auf die Aufgabenbereiche (Quelle: eigene Darstellung)

Kategorisierung durch Internetrecherche

Bei den Initiativen, die im Laufe der Netzwerkbefragung genannt wurden, aber den Fragebogen selbst nicht ausgefüllt haben, erfolgte die Kategorisierung auf Grundlage von ausführlicher Internetrecherche.

Konzentration der Handlungsbereiche

Nach der Einstellung der Netzwerkerhebung wurden die Daten ausgewertet und in Form von Netzwerkkarten dargestellt. Dabei stellte sich heraus, dass durchaus einzelne Konzentrationen von Initiativen mit gleichen thematischen Handlungsbereichen zu erkennen sind. Zum Beispiel sind in Duisburg hauptsächlich Initiativen im Bereich „Kultur“ ansässig. Initiativen, die im Handlungsfeld der Flüchtlingshilfe tätig sind, findet man größtenteils in Bochum und Initiativen aus dem Tätigkeitsfeld der Digitalen Bildung sind vornehmend in Dortmund und Lünen vernetzt. Es sind lokale Netzwerke mit gemeinsamen thematischen Handlungsfeldern zu erkennen. Das bedeutet, dass gemeinsame Handlungsfelder ein Katalysator für die Bildung von lokalen Netzwerken sein können, da Initiativen womöglich zuerst den Kontakt von gleichgesinnten Initiativen suchen. Diese lokalen Netzwerke lassen sich unter Betrachtung der Organisationsform nicht erkennen. Es gibt keine Netzwerke in denen z.B. vornehmend nur Förderinstitutionen ansässig sind. Dies kann zum einen an der zeitlichen Begrenzung der Erhebung liegen oder anhand der Tatsache, dass vorwiegend in der Netzwerkbefragung nach Initiativen gefragt wurde und nicht explizit nach Start-ups oder Förderinstitutionen.

Welche regionalen Netzwerke gibt es?

Da sich das Projekt räumlich ausschließlich mit dem Ruhrgebiet befasst, stellt sich die Frage welche unterschiedlichen Netzwerke sich über das Ruhrgebiet erstrecken. Innerhalb des Projektzeitraums wurden die im Ruhrgebiet liegenden Akteure in Initiativen, Förderinstitutionen und Start-ups kategorisiert.

Das Netzwerk im Ruhrgebiet

Die Grafische Darstellung des Netzwerks lässt sich unter der Netzwerkanalyse einsehen.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass der Großteil der Akteure sich in Bochum und Dortmund ansammelt. Bochum hat dabei mit 72 Akteuren, die im Zuge der Netzwerkanalyse erfasst wurden, die höchste Ballung an Akteuren im gesamten Ruhrgebiet. Die 44 Akteure, die sich im Osten des Ruhrgebiets in Dortmund befinden, bilden den Anfang einer starken Ballung von Osten nach Westen des Ruhrgebiets. Das Netzwerk der Akteure teilt sich auf in ein großes Netzwerk im Ballungszentrum und ein kleines, davon unabhängiges, Netzwerk im Süden des Ruhrgebiets im Gebiet von Sprockhövel und Hattingen. Die beiden Netzwerke sind durch keine Beziehungsebenen zwischen einander verknüpft und koexistieren komplett unabhängig voneinander. Mögliche Gründe könnten sein, dass sich das Netzwerk um Sprockhövel eher in Richtung Hagen und Wuppertal orientiert oder dass eine Initiative nur den Anspruch hat auf lokaler Ebene aktiv zu sein und daher es nicht nötig hat sich auf regionaler Ebene zu vernetzten, wie aus explorativen Interviews ersichtlich wurde.

 

Im nördlichen Bereich des Ruhrgebiets befinden sich hinsichtlich unserer Erhebung kaum Initiativen, wobei es sich beim Norden des Ruhrgebiets eher um ein ländlich geprägtes Gebiet handelt. Die Vernetzungen im Ballungsgebiet von Dortmund bis nach Duisburg verlaufen städteübergreifend und die Akteure konzentrieren sich nicht nur auf ihre eigene Stadt. Das gesamte Netzwerk wirkt sehr eng miteinander vernetzt, was positive Auswirkungen auf Informationsaustausch und Kooperation bewirken kann. Bei den Netzwerken innerhalb der Städte finden sich jedoch auch Unterschiede. So ist das Bochumer Netzwerk ein recht homogenes Netzwerk mit ausgeglichenen Beziehungsebenen über die ganze Stadt, während das Dortmunder Netzwerk deutlich mehr auf die Initiative DO12 ausgerichtet ist. Würde diese wegfallen, würde ein wichtiger Knotenpunkt für Dortmund wegfallen.

Insgesamt befinden sich in dem gesamten Netzwerk größtenteils Initiativen. Förderinstitutionen sind deutlich seltener vorhanden und Start-Ups sind in der Erhebung kaum aufgetreten, was wahrscheinlich daran liegt, dass wir uns größtenteils auf Initiativen konzentriert haben.

Handlungskategorien im Netzwerk

Die behandelten Initiativen wurden unterschiedlichen Handlungskategorien zugeordnet: Kultur, Digitale Bildung, Jugendarbeit, Entwicklung, Gesellschaft, Umwelt, Politik und Flüchtlingshilfe.  Da es sich bei diesem Netzwerk auch um die Akteure handelt, die den bestimmten Handlungsbereichen zugeordnet sind, ist es strukturell deckungsgleich zu dem bereits beschriebenen Netzwerk. Der größte Anteil an den gesamten Handlungsbereichen haben die 92 Akteure, die im kulturellen Feld agieren. Insgesamt teilen sich die unterschiedlichen Handlungsbereiche ausgeglichen im Netzwerk auf, wobei in den unterschiedlichen Städten teilweise bestimmte Handlungsbereiche häufiger vorkommen als in anderen. Es befinden sich beispielsweise im Bochumer Netzwerk deutlich mehr Akteure im Bereich der Flüchtlingshilfe als in Dortmund, wo dafür mehr im Bereich der digitalen Bildung tätig sind.

Netzwerk der Räumlichkeiten

Ebenfalls in der Netzwerkanalyse integriert wurde die Frage welche Initiativen welche Räumlichkeiten kennt und genutzt hat. Das Netzwerk der Räumlichkeiten ist sehr eng miteinander verknüpft, sodass es keine Unterbrechungen im Netzwerk gibt. Die Dichte des Netzwerks lässt darauf schließen, dass Räumlichkeiten eine deutliche Relevanz für Initiativen haben. Anhand der Verbindungen zwischen den Räumlichkeiten zu den Initiativen ist zu erkennen, dass Räume vorwiegend von Initiativen aus derselben Stadt und der näheren Umgebung genutzt werden. Es gibt keinen Raum, der überregional besonders stark hervorsticht.

Netzwerk der Veranstaltungen

Außerdem wurde im Rahmen der Netzwerkanalyse auch bei Veranstaltungen nach demselben Muster, wie es bei den Räumlichkeiten geschehen ist, gefragt. Ähnlich wie bei den Räumlichkeiten ist zu erkennen, dass es keine Veranstaltung gibt, die alle oder zumindest die meisten Akteure kennen und besuchen. Auch hier handelt es sich um eine dichtes Netzwerk mit engen Verbindungen. Anhand der Verbindungen zwischen den Initiativen und den Veranstaltungen lässt sich ablesen, dass es wenig Fälle, gibt bei denen sich die Initiativen kennengelernt haben können, da Initiativen, die sich kennen, selten die gleichen Veranstaltungen besuchen. Dabei besteht ein großes Interesse an den Veranstaltungen, da Initiativen in den meisten Fällen die Veranstaltungen auch besuchen, die sie kennen.

 

Abschließend lässt sich sagen, dass sich das gesamte Netzwerk im Ruhrgebiet in viele verschiedene regionale Netzwerke nach Akteuren, Räumlichkeiten, Veranstaltungen und Handlungsbereichen abgrenzen lässt. Die einzelnen regionalen Netzwerke weisen alle individuelle unterscheide auf. Jedoch ist bei allen zu erkennen, dass es sich um dichte Netzwerke mit engen Verbindungen handelt, was sich in der engen Vernetzung des Gesamt Netzwerkes widerspeigelt.