Soziale Innovation & Initiativen

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit Initiativen. Es wird erläutert, was Initiativen sind und wie sie funktionieren. Außerdem werden sie in Bezug auf Soziale Innovation betrachtet und welche Stellung sie in Netzwerken haben können.

Was sind „Initiativen“?

Initiativen sind nach Projektverständnis eine Gruppe von Menschen, die gemeinsame Einstellungen teilen und versuchen, neue Ideen von sozialen Praktiken im Raum umzusetzen. Pankoke (2002: 105) spricht hier von „Initiativen als Mittler und Makler im freien Feld von kultureller Initiative und sozialer Aktion“. Initiativen können in verschiedenen Handlungsfeldern tätig sein, laut Buhl gibt es „Schwerpunkte […] in den Bereichen: Energie, Landwirtschaft und Ernährung, Bauen und Wohnen, Verkehr, Tourismus, Holznutzung, Wasser- und Abfallwirtschaft“ (Buhl 2004: 100). Dies sind allgemeine Schwerpunkte, und gelten nicht unbedingt für das Ruhrgebiet, diese werden im weiteren Verlauf genauer erläutert. Dennoch lässt sich hier schon erkennen, dass es unterschiedliche Handlungsbereiche geben kann und nicht nur einen, in denen Initiativen tätig sind.

Initiativen können außerdem sowohl auf lokaler, sowie auf regionaler Ebene tätig sein (vgl. Buhl 2004: 100). Die Netzwerkanalyse hat ergeben, dass viele Akteure nicht nur innerhalb einer Stadt, sondern auch quer durch das gesamte Ruhrgebiet, zum Beispiel von Dortmund bis nach Duisburg, miteinander vernetzt sind. Damit eine Initiative entsteht, ist das „gemeinsame Engagement vielfältiger Akteure notwendig“ (Kopf et al. 2015: 166) für die eigene Etablierung und die Umsetzung von Innovation. Außerdem ist für den „Aufbau eines neuen Standorts“ die „Präsenz und Erreichbarkeit potenzieller Partner“ (Kopf et al. 2015: 166) wichtig. Dies sind Aspekte, die bei der Beantwortung der Frage nach der Funktionsweise von Initiativen ebenfalls angesprochen werden. In explorativen Interviews haben verschiedene Initiativen, Kriterien genannt, die für sie wichtig sind, um gut zu funktionieren. Die Erreichbarkeit zu anderen Initiativen wurde mit am häufigsten genannt. Auch das Engagement und die Motivation der einzelnen Mitglieder der Initiativen wurden aufgezählt und gelten nicht nur für die Entstehung, sondern auch für den Bestand und die Weiterentwicklung einer Initiative als essentiell.

Meng (2012: 294) beschreibt weiterhin, dass Initiativen vor allem den eigenen Standort verbessern wollen und an dem gleichen Ort tätig sind, an dem sie entstanden sind. Dabei tragen sie zur Standortattraktivität, zum Beispiel durch Kapital oder hochqualifizierte Köpfe bei, die Innovationen in der eigenen Region umsetzen. Initiativen sind „von anderen Akteuren des gleichen Ortes initiiert und i.d.R. finanziell getragen“ (Meng 2012: 294), sodass das in der Region schon vorhandene Potenzial der Initiativen gestärkt werden kann. Es ist dennoch denkbar, dass Initiativen das Ziel haben, den eigenen Standort zu verbessern, und gleichzeitig mit weiter entfernten Akteuren vernetzt sind.

Initiativen, Start-Ups und Förderinstitutionen 

Während der Projektarbeit wurde deutlich, dass Initiativen zu Start-Ups und Förderinstitutionen abgegrenzt werden können. Der Unterschied zu Förderinstitutionen ist, dass diese selbst nicht direkt tätig werden, um Probleme zu lösen. Vielmehr unterstützen sie die Initiativen mit Wissen, finanziellen Mitteln oder anderen Hilfsmitteln, sodass die Initiativen mehr Möglichkeiten haben, ihre Ideen umzusetzen. Kopf et al. (2015: 176) grenzt Initiativen dagegen noch einmal zu „Bürgerinitiativen“ ab, die „meist zur Abwehr befürchtender Änderungen“ dienen. Kopf et al. (2015: 176) sagt, dass der Motor für die Initiativen ein ganz bestimmter Protest der Bürger ist und, dass eine Aktion endet sobald sie erfolgreich war oder nicht. Die Initiativen haben hier also keine längerfristige Wirkung. Das Verständnis des Projekts unterscheidet sich jedoch dazu; Initiativen können demnach verschiedene Projekte oder Aktionen mit ganz verschiedenen Themen durchführen oder unterstützen und müssen nicht auch gemeinsam mit dem Ende eines Projektes abgeschlossen sein.

Um letztendlich für die Netzwerkanalyse relevante Initiativen zu erkennen, wurden in Checklisten einige Kriterien festgelegt, nach denen entschieden werden kann, was genau eine Initiative ist. Sie müssen den Sozialen Bedarf im Raum decken und neue Praktiken und Handlungsweisen durchführen. Das bedeutet, dass die Handlungen explizit auf das Lösen von Problemen zielen und die Initiativen selbst durch Aktionen und Projekte versuchen diese zu lösen. Außerdem wurde festgelegt, dass sie zwar unabhängig und nicht von einer Organisation beeinflusst werden dürfen, allerdings von Förderinstitutionen gefördert sein können.

Quellen

Warum Initiativen?

Im Kapitel wurde schon erläutert, was Initiativen nach dem Projektverständnis sind. Nun stellt sich die Frage, warum ausgerechnet Initiativen betrachtet werden.

Die Soziale Innovation, sprich, die neuen Sozialen Praktiken und Denkweisen, brauchen einen Träger, um im Raum Wirkung zeigen zu können. Durch Initiativen ist es möglich, innovative Ideen zu institutionalisieren (vgl. Howaldt und Jacobsen 2010: 91). Es muss Menschen geben, die neue Ideen umsetzen und verbreiten (vgl. Gillwald 2000: 16). Dieses Bindeglied zwischen sozialer Innovation und dem Raum bilden unter anderem Initiativen und Start-ups. Zusätzlich gibt es im Bereich der Sozialen Innovation weitere Träger und Akteure, wie die Politik oder Unternehmen, die ein Interesse an neuen sozialen Handlungsmethoden und Problemlösungen haben (vgl. Gillwald 2000: 2). Diese werden im Rahmen des Projekts allerdings nicht betrachtet. Initiativen können in ihren verschiedenen Handlungsfeldern konkrete Probleme lösen, da sie direkt vor Ort sind und mit ihren Aktionen neue Ideen verwirklichen können.

Abb. 10: Organisationsformen der Akteure im Ruhrgebiet (Quelle: eigene Darstellung)

Abbildung 10 zeigt, welche unterschiedlichen Akteure im Ruhrgebiet während der Projektarbeit betrachtet wurden, und wie oft diese während der Netzwerkanalyse genannt wurden. Initiativen sind mit 164 Nennungen am meisten vertreten. Förderinstitutionen wurden 31 Mal und Start-ups nur zwei Mal genannt. Der Grund dafür, dass Start-ups nur gering vertreten sind ist, dass in der Erhebung hauptsächlich Initiativen befragt wurden und diese wiederum kaum Start-ups genannt haben. Deshalb kommen Start-ups nur selten in der Erhebung vor, somit haben sie einen sehr geringen Stellenwert im Netzwerk. Weiterhin kennzeichnen sich Förderinstitutionen zum Beispiel dadurch, dass sie nicht direkt die Probleme lösen, sondern Initiativen mit verschiedenen Mitteln fördern, sodass diese wiederum die Möglichkeiten haben, aktiv zu werden und dadurch vermutlich öfter genannt wurden.

Die Betrachtung der Karten unterstützt noch einmal die Tatsache, dass die am meisten vorhandene Organisationsform die Initiativen sind. Start-Ups und Förderinstitution lassen sich deutlich weniger finden. Es ist auffällig, dass die Initiativen die größten Punkte bilden, also die meisten Verbindungen zu anderen Akteuren besitzen. Das Netzwerk würde auch ohne die Förderinstitutionen und Start-Ups funktionieren. Die Initiativen bilden also die Grundlage für das gesamte Netzwerk, somit liegt hier auch der Untersuchungsbereich der Projektarbeit.

Quellen

Wann sind Initiativen sozial innovativ?

Wie bereits in den vorherigen Kapiteln, zu „Wie funktioniert Soziale Innovation?“ und „Was sind Initiativen?“, herausgestellt wurde, gibt es viele verschiedene Arten von Initiativen und genauso viele verschiedene Definitionen von Sozialer Innovation. Die Entscheidung darüber, ob eine Initiative sozial innovativ ist, liegt daher stets im Ermessen der Betrachtenden. Daher ist es schwierig, genau zu definieren was Initiativen brauchen um sozial innovativ zu sein.

Zur Erleichterung und zum eigenen Verständnis wurde auf Grundlage der Definitionen von Sozialer Innovation nach Kopf (2014: 3) und Zapf (1994: 33) eine Checkliste erstellt, mit deren Hilfe sozial innovative Initiativen identifiziert werden sollen. Die Checkliste besteht aus mehreren Kriterien, die Initiativen erfüllen müssen oder nicht erfüllen dürfen um als sozial innovativ zu gelten. Zunächst dürfen sie nicht staatlich, kirchlich oder von einer Partei getragen werden und sollen somit unabhängig agieren und nicht von einer externen Organisation beeinflusst werden. Die Initiative muss sich im Ruhrgebiet befinden, da eine räumliche Abgrenzung benötigt wird, um der Netzwerkanalyse einen Rahmen zu geben. Des Weiteren muss der Aktionsradius vorwiegend innerhalb des Ruhrgebiets liegen, da die ausgewählten Initiativen einen Mehrwert für die regionale bzw. lokale räumliche Entwicklung mitbringen sollen. Somit können Initiativen, die ausschließlich außerhalb des Ruhrgebiets tätig sind aber im Ruhrgebiet sitzen ausgeschlossen werden.

Erkenntnisse aus Literatur und Interviews

Nach Literaturrecherche, einigen Interviews mit im Ruhrgebiet ansässigen Initiativen und der Netzwerkanalyse konnten einige Kriterien herausgefunden werden die Initiativen erfüllen sollen, um sozial innovativ zu sein. Nach Pankoke (2002: 105) sollen die Initiativen nicht alle das gleiche anbieten sodass eine regionale Vielfalt entstehen kann. Dies entspricht auch der Definition von Sozialer Innovation nach Zapf (1994: 33) in der er Soziale Innovation als „[…] neue Wege, Ziele zu erreichen […]“ bezeichnet. Des Weiteren ist die Zusammenarbeit verschiedener Akteure, also das Bestehen eines Netzwerkes, von wesentlicher Bedeutung zur Umsetzung von Sozialer Innovation als auch zur Etablierung der Initiativen (vgl. Kopf et al. 2015: 166). In Netzwerken mit engen Verbindungen (hohe Closeness Centrality) verbreiten sich unumstrittene Innovationen schneller und einfacher aus als in Netzwerken mit schwachen Verbindungen (geringe Closeness Centrality) (Bathelt und Glückler 2003; 166).

Diese Erkenntnis wird auch von vielen der befragten Initiativen geteilt. Außerdem wurde in den Interviews deutlich, dass der Einstieg in das Netzwerk meist über persönliche Bekanntschaften erfolgt. Ebenfalls ist es für die Initiativen wichtig nicht nur unter den Initiativen gut vernetzt zu sein, sondern auch viele Räumlichkeiten und Veranstaltungen zu kennen, die als Schnittstellen zwischen lokalen Netzwerken dienen können.

Aufgrund der Vielzahl an verschiedenen Verständnissen von Sozialer Innovation, wie zu Beginn bereits erwähnt, lässt sich nicht genau sagen wann eine Initiative Sozial innovativ ist. Aufgrund dessen wurden mit Hilfe der Netzwerkanalyse Hinweise gesammelt, die dies belegen sollen. In der Netzwerkbefragung wurden die Initiativen gebeten, anzugeben welche der genannten Initiativen sie als „sozial innovativ“ bezeichnen. Dies bedeutet jedoch nicht generell, dass diese sozial innovativ sind, sondern nur, dass sie im Zuge der Analyse als solche behandelt werden.

Hinweise aus der Netzwerkanalyse

Unter Betrachtung des Netzwerkes der gesamten als „sozial innovativ“ bezeichneten Initiativen wurde deutlich, dass diese sehr starke Verbindungen untereinander besitzen (hohe Closeness Centrality). Daraus lässt sich ableiten, dass ein enges lokales Netzwerk von Vorteil für die Innovativität der Initiativen sein kann. Unter Betrachtung der als „Sozial innovativ“ bezeichneten Initiativen im gesamten Netzwerk wurde deutlich, dass diese generell sehr gut in das Netzwerk integriert sind, da sie viele Verbindungen zu anderen Akteuren (hohe Closeness Centrality) besitzen. Generell lässt sich im Gesamtnetzwerk erkennen, dass es nur wenige auffällige Akteure gibt die besonders oft genannt wurden und auch besonders viele Akteure nennen konnten wie z.B. „DO12“ oder „BO05“. Es handelt sich um ein sehr homogenes Netzwerk. Ähnlich homogen ist das Netzwerk bei ausschließlicher Betrachtung der als „Sozial innovativ“ genannten Initiativen.

Wie in den georeferenzierten Karten zu erkennen ist, ist dieses Netzwerk auch im gesamten Ruhrgebiet sehr gut untereinander vernetzt. Wie in der Theorie der Räumlichen Diffusion nach Bathelt und Glückler (2003: 233), im Kapitel „Wie entsteht aus einer Idee eine Soziale Innovation?“ bereits erläutert wurde, spielt die räumliche Nähe eine große Rolle zur Verbreitung von Sozialer Innovation. Da dies im Ruhrgebiet gegeben ist besitzen die Initiativen gute Voraussetzungen um sozial innovativ zu sein.

Unter Betrachtung der Netzwerke der als „Sozial innovativ“ bezeichneten Akteure aus den Städten Bochum und Dortmund ist auffällig, dass im Mittelpunkt des Dortmunder Netzwerkes die Initiative „DO12“ steht. Offensichtlich stellt sie ein Schnittpunkt in dem Netzwerk dar und hat womöglich einen hohen Einfluss auf das Zustandekommen der Verbindungen der anderen Initiativen untereinander, da sie von den restlichen als „Sozial innovativ“ bezeichneten Akteuren am meisten genannt wurde und auch viele nennen konnte. Dem gegenüberstehend ist das Netzwerk der als „Sozial Innovativ“ bezeichneten Initiativen in Bochum ausgeglichener. Mit der Initiative „BO05“ ist zwar auch ein Akteur herausstechend, der viele Verbindungen besitzt (hohe Centrality), jedoch ist die Differenz zu den anderen als „Sozial innovativ“ bezeichneten Akteuren nicht so hoch wie im Dortmunder Netzwerk. Daraus lässt sich vermuten, dass Initiativen eine besondere Stellung innerhalb des Netzwerkes benötigen um besonders innovativ zu sein.

Mit Hilfe der Literaturrecherche, den explorativen Interviews und der Netzwerkanalyse konnten letztendlich viele Indikatoren gesammelt werden, die auf die Soziale Innovativität der Initiativen hinweisen lassen. Je mehr Indikatoren auf eine Initiative zutreffend sind, desto mehr ist anzunehmen, dass die Initiative als „Sozial Innovativ“ bezeichnet werden kann. Eine genaue Bestimmung wann eine Initiative als „Sozial Innovativ“ bezeichnet werden kann lässt das Konzept der Sozialen Innovation aufgrund ihrer Vielfalt nicht zu.

Quellen

Wie funktionieren Initiativen?

Um zu verstehen, unter welchen Bedingungen Initiativen am erfolgreichsten arbeiten, ist die Frage nach der Funktionsweise von Initiativen aufgekommen. Die Bedingungen hierfür werden nun im weiteren Verlauf erläutert. Es wurden explorative Interviews mit einigen Initiativen durchgeführt, in denen verschiedene Bedingungen genannt wurden, die ein erfolgreiches Arbeiten ermöglichen. Weiterhin wurde mittels Literaturrecherche herausgefunden, wie Initiativen funktionieren.

Ergebnisse aus den Interviews

Eine der meist genannten Voraussetzungen in den Interviews war die Erreichbarkeit, sowohl geografisch, als auch kommunikativ. Infrastrukturelle Schnittstellen und schnelle Verbindungen sorgen für eine gute Möglichkeit zur Vernetzung. Je kürzer die Wege sind, desto einfacher ist es, mit anderen Akteuren zu kommunizieren und sich zum persönlichen Austausch zu treffen, oder sogar an verschiedenen Standorten zu arbeiten. Die Nähe zu wissenschaftlichen Institutionen, zum Beispiel Universitäten, kann für eine neue Verbindung über die eigene Szene und Arbeitsbereiche hinaus sorgen. Kommunikation kann natürlich auch erfolgen, wenn keine räumliche Nähe gegeben ist. Durch die Digitalisierung wird ein Austausch von Wissen immer einfacher und schneller möglich. Die Vernetzung zu weiter entfernten Initiativen schafft sogar Möglichkeiten großflächiger, als nur im eigenen Quartier, tätig zu werden.

Vor allem das Ruhrgebiet, auf das sich in dieser Arbeit bezogen wird, spielt bei der Frage nach verfügbaren Räumen eine wichtige Rolle. Viele Initiative haben angegeben, dass sie einen Raum zum Zusammenkommen brauchen, und dort bietet das Ruhrgebiet durch günstige Mieten und Leerstände einige Möglichkeiten. Sobald ein Raum vorhanden ist, kann eine gute Zusammenarbeit funktionieren, denn wenn sich viele Menschen an einem Ort treffen, wird eher zusammen, als getrennt gearbeitet. Außerdem besteht die Möglichkeit, Menschen mit ähnlichen Interessen zusammen zu bringen, sodass weitere Kommunikation, neue Ideen und Projekte oder sogar neue Initiativen entstehen können.

Als weiteres Kriterium wurden die Motivation und die persönliche Überzeugung für eine Initiative genannt. Die Angst vor dem Scheitern hindert eher dem Erreichen eines Ziels. Dafür können zum Beispiel berufliche Qualifikationen, die zuvor erlernt wurden, helfen, um nützliches Wissen mit einzubringen. Weiterhin wurde in den Interviews die Organisationsstruktur angesprochen. Flache Hierarchien und Selbstverantwortlichkeit um sich flexibel zu organisieren sind am ehesten gewünscht. Eine Initiative kann sich selbst steuern und versorgen, jedoch besteht auch die Möglichkeit, Förderung und Unterstützung zu erhalten. Dabei kann es sich zum Beispiel um finanzielle Unterstützung, die Bereitstellung von Räumen, oder Vermittlung von Wissen handeln. So kann ein Netzwerk zwischen einzelnen Initiativen oder zwischen Initiativen und Förderungsinstitutionen entstehen.

Auch die Weiterverbreitung der eigenen Initiative wurde genannt. Sobald eine Initiative für sich funktioniert, kann sie andere Personen aktivieren, ebenfalls für ihre Sache tätig zu werden. Menschen können zum Nachdenken und zur eigenen Kreativität angeregt werden, das vorhandene Potenzial muss nur entdeckt werden. Es stellt sich weiterhin die Frage, ob eine Initiative sich individualisieren kann. Das bedeutet, ein vorhandenes Konzept in neuen Räumen umzusetzen und sich individuell darauf anzupassen.

Ergebnisse aus der Literatur

Um mehr zu erfahren, als nur die Meinung einiger Initiativen vor Ort, wurden die zuvor herausgefundenen Kriterien mit Texten aus der Literatur verglichen. Es zeigt sich, dass viele Faktoren miteinander übereinstimmen. Ein gemeinsames Engagement vielfältiger Akteure und die Präsenz und Erreichbarkeit potenzieller Partner werden mehrere Male genannt. Kopf et al. (2015: 166) beziehen sich vor allem auf das Netzwerk, das für den erfolgreichen Start einer Initiative wichtig sein kann. Eine Zusammenarbeit verschiedener Akteure ist wichtig für die Umsetzung von Konzepten, und das Bestehen der potenziellen neuen Partner ist hilfreich für die Etablierung von Initiativen und Innovation. (vgl. Kopf et al. 2015: 116)

Partner könnten zum Beispiel andere Initiativen oder Förderinstitutionen sein, die Unterstützung leisten. Einen Beleg für diese Aussage bildet die Netzwerkanalyse anhand der Tatsache, dass ein Netzwerk zwischen Initiativen und Förderinstitutionen existiert. Grundlegend unterstützen Förderinstitutionen Initiativen mit verschiedenen Mitteln, genauer wird der Begriff in diesem Text erläutert. Pankoke (2002: 105) stimmt hier zu, dass Initiativen immer auf öffentliche Mittel angewiesen sind, somit allerdings auch auf öffentliche Macht und öffentliche Meinung der Akteure, von denen sie Unterstützung erhalten. Dagegen kann eine Selbststeuerung der Initiative dafür sorgen, sich zu individualisieren, sodass „nicht alle einheitlich das Gleiche bieten, sondern die Möglichkeiten einer bewusst regionalen Steuerung von Nachfragen und Angeboten zur Chance werden, das Besondere nicht nur zu erhalten, sondern in seiner Vielfarbigkeit zu steigern“ (Pankoke 2002: 105).

Für den internen Erfolg einer Initiative nennen Drilling und Schnur (2012: 208) mehrere Voraussetzungen. Eine Initiative muss über genügend Ressourcen verfügen, vergleichbar mit den Nennungen der Initiativen in den Interviews. Es werden ausreichende finanzielle Mittel gebraucht, die „von den Mitgliedern selbst aufgebracht oder extern eingeworben werden müssen“ (Drilling und Schnur 2012: 208). Hier spielt also auch die Förderung von außen durch beispielsweise die Förderungsinstitutionen mit hinein. „Außerdem ist das persönliche Engagement des Einzelnen, sowie sein dabei eingebrachtes praktisches Wissen und soziales Kapital – d. h. seine Fähigkeit externe Unterstützung aus seinem sozialen Netz zu mobilisieren – für das Gelingen der Initiative entscheidend“ (Drilling und Schnur 2012: 208). Das vorhandene individuelle Potenzial muss weiterhin zu einem „institutionellen Lernen“ (Seyfang und Smith 2007: 596 zitiert nach Drilling und Schnur 2012: 208) geführt werden. Das heißt, „die Kompetenz einzelner Mitglieder muss durch Formalisierung vorhandenen Wissens, Weiterbildung untereinander, Netzwerkbildungen etc. in der Gruppierung verstetigt werden, sodass der Ausstieg Einzelner keine Zäsur bedeutet“ (Drilling und Schnur 2012: 208).

Das persönliche Engagement ist zwar wichtig, aber eine Initiative muss auch funktionieren, wenn einzelne Mitglieder ausfallen. Das vorhandene Wissen muss geteilt und untereinander genutzt werden. Das „Konzept der räumlichen Nähe“ wird von Bathelt und Glückler angesprochen (vgl. Bathelt und Glückler 2012 :49). Räumliche Nähe dient oft als Voraussetzung um Menschen und Unternehmen zusammenzubringen, und um Wissen zu verteilen und Probleme zu lösen. Durch den „Spillover Effekt“ können Informationen auf lokaler Ebene häufiger ausgetauscht werden, daher vergrößert sich die Wahrscheinlichkeit, dass neue Ideen von anderen Akteuren aufgegriffen und verbessert werden (vgl. Bathelt und Glückler 2012: 82).

Ein praktisches Beispiel ist das Community Organizing aus den USA. Dort wird das Netzwerk zwischen verschiedenen Akteuren gefördert, um zum Beispiel vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Laut Aussage einer Initiative, die Teil dieser Community ist, finden „persönliche Treffen und Besuche der anderen Initiativen, offizielle Termine und Präsentationen auf Kongressen, Messe und Fachveranstaltungen“ (Kopf et al. 2015: 75) statt. Für das Wachstum des Vereins sorgt vor allem das „stabile […] Netzwerk […] aus Ehrenamtlichen und Partnern“ (Kopf et al. 2015: 242). Es zeigt, dass Netzwerke überall ähnlich funktionieren, denn auch hier werden, wie in den geführten Interviews die Kommunikation untereinander, die Zusammenarbeit, die Motivation der einzelnen Ehrenamtlichen und eine Unterstützung, sowohl von Mitgliedern, als auch anderen Partnern angesprochen.

Insgesamt wird deutlich, dass einige Überschneidungen der Literatur und den Angaben der Initiativen bestehen. Das Engagement der Mitglieder und die persönliche Überzeugung für eine Sache sind essentiell für das erfolgreiche Handeln einer Initiative. Außerdem spielt die räumliche Nähe, die hier durch das Ruhrgebiet gegeben wird, eine wichtige Rolle, damit Zusammenarbeit und Förderung zwischen Akteuren entstehen können. Daraus kann sich das untersuchte Netzwerk immer vielfältiger entwickeln.

Quellen

Wie vernetzen sich Initiativen?

Damit Vernetzungen entstehen können, müssen Initiativen sich zunächst kennenlernen. Die Vernetzung entsteht dann durch „Solidarisierung gemeinsamer Interessenslagen“ (Pankoke 2002: 105). Wenn sich Initiativen mit dem gleichen Thema beschäftigen, ist es auch wahrscheinlich, dass sie zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Dies wird durch Bathelt und Glückler (2003: 104-106) bestätigt. Laut ihnen baut die Vernetzung auf gemeinsamen Zielen und Visionen, der Bereitschaft und Fähigkeit zum Perspektivwechsel, sowie darauf auf, sich auf etwas Neues einzulassen. Zudem ist für eine Vernetzung gegenseitiges Vertrauen und Kommunikation notwendig, ebenso wie eine regelmäßige Kontaktpflege.

Handlungsbereiche

Bei den verschiedenen Handlungsbereichen der Initiativen im Ruhrgebiet ist festzustellen, dass Initiativen mit anderen zusammenarbeiten, die im selben Handlungsbereich tätig sind, genauso oft wird aber auch mit Initiativen aus anderen Handlungsbereichen zusammengearbeitet. Somit ist dieser Aspekt nicht eindeutig zu belegen. Es gibt aber z.T. Häufungen. Beispielweise in Herne befinden sich hauptsächlich Initiativen mit dem Handlungsbereich Kultur.

Veranstaltungen

Eine Vermutung am Anfang der Projektarbeit war eine Vernetzung von Initiativen über Veranstaltungen. In den Netzwerkkarten zu Veranstaltungen ist aber deutlich zu sehen, dass Initiativen zwar viele Veranstaltungen kennen, über diese aber wahrscheinlich meistens keine Verbindungen zu anderen Initiativen entstehen. Teilweise werden von Initiativen dieselben Veranstaltungen besucht, die Initiativen kennen sich aber nicht gegenseitig. Ein Beispiel ist dafür sind die Initiativen BO57 und HE04. In der Karte zu Veranstaltungen ist zu erkennen, dass beide Initiativen die Veranstaltung VGR08 besucht haben. In der Karte der Kennenebene ist aber keine Verbindung zwischen den beiden Initiativen zu erkennen.

Räume

Bei Räumen ist es ähnlich, einige Initiativen kennen mehrere Räume, diese werden dann aber nicht von anderen Initiativen genutzt, wodurch keine Vernetzung zustande kommt. Allgemein ist festzustellen, dass die Räume sehr eng über das komplette Ruhrgebiet miteinander vernetzt sind. Dadurch lässt sich eine hohe Bedeutung von Räumen für das Arbeiten von Initiativen vermuten. Bevorzugt werden Räumlichkeiten, die in derselben Stadt wie die Initiative liegen. Zudem gibt es viele Vernetzungen, die nicht direkt zwischen den Initiativen sind, sondern über mehrere Räume, Veranstaltungen oder anderen Initiativen gegeben sind.

Räumliche Nähe

Ein anderer Aspekt ist die Vernetzung durch räumliche Nähe, wofür Bochum ein sehr gutes Beispiel ist. Innerhalb Bochums sind die meisten Initiativen sehr gut miteinander vernetzt. Zudem ist Bochum sehr gut mit Dortmund vernetzt. Eine Begründung dafür könnte die geographische Nähe von Dortmund zu Bochum sein. Durch die räumliche Nähe ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Initiativen miteinander vernetzten deutlich höher. Es gibt aber auch große Unterschiede zwischen Bochum und Dortmund. In Bochum ist ein sehr ausgeglichenes Netzwerk vorhanden. In den Karten ist sehr gut zuerkennen, wie alle Initiativen miteinander flächendeckend vernetzt sind.  In Dortmund ist dagegen ein Beispiel für ein Netzwerk gegeben, indem alle Initiativen um einen Knotenpunkt orientiert sind. Dort ist die Vernetzung hauptsächlich über DO12 gegeben. Diese Initiative verbindet, auch über die Stadtgrenzen hinaus, sehr viele Initiativen miteinander. Wenn DO12 als Akteur wegfallen würde, würde ein großer Teil der anderen Initiativen nicht mehr miteinander verbunden sein.

Neben den räumlichen Vernetzungen gibt es auch direkte Vernetzungen über größerer Entfernungen hinweg.  Dies ist sehr gut an den direkten Verbindungen von Dortmund und Bochum nach Duisburg zu belegen, z.B. von DU04 und DO11. Durch diese Verbindungen wird deutlich, dass das Ruhrgebiet insgesamt sehr gut miteinander vernetzt ist.

Quellen

Was bringen Netzwerke für soziale Innovation?

Im vorherigen Abschnitt ging es um die Bedingungen und Möglichkeiten für die Entstehung von Vernetzungen zwischen Initiativen. Durch stetige Vernetzung untereinander entstehen zwischen den Initiativen Netzwerke, die aus verschiedenen Beziehungsarten bestehen können. Was kann aus diesen Netzwerken abgelesen werden? Und was sagen diese Netzwerke über soziale Innovation aus?

Aufbau eines Netzwerkes

Ein Netzwerk besteht aus Akteuren und ihren Verbindungen untereinander, die verschiedene Richtungen und Intensitäten haben können. Grafisch dargestellt ist ein Netzwerk eine Kombination aus Punkten (Akteure) und Linien (Beziehungen), die die Punkte miteinander verbinden (siehe Abb. 11). Die Beziehungen können symmetrisch oder asymmetrisch sein, dargestellt durch einseitige oder zweiseitige Pfeile, und in verschiedene Ebenen differenziert werden, beispielsweise Kennen, Zusammenarbeit oder Wertschätzung ausdrücken. (vgl. Jansen 2006: 59, zitiert nach Scheideler 2010: 25f)

Abb. 11: Symmetrische und asymmetrische Beziehungen zwischen Akteuren (Quelle: eigene Darstellung)

Analyse eines Netzwerks

Aus dieser grafisch sehr übersichtlichen Darstellung eines Netzwerks lassen sich im Prozess der Netzwerkanalyse verschiedene Aspekte und Besonderheiten aller Verbindungen der Akteure im Netzwerk untersuchen. Verbindungen können nicht nur einseitig oder wechselseitig, sondern auch stark oder schwach sein. Nach außen offene Netzwerke sind besonders stark, da sie sowohl enge als auch schwache Verbindungen enthalten. Enge Verbindungen haben eine hohe Intensität, Häufigkeit und Dauerhaftigkeit im Vergleich zu schwachen Verbindungen, die jedoch den Kontakt des Netzwerkes nach außen, über das eigene Netzwerk hinaus, herstellen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein Netzwerk stärker isoliert ist, je weniger schwache Verbindungen es hat. (vgl. Bathelt und Glückler 2003: 165)

Bei der Betrachtung eines Netzwerkes können neben der Art der Verbindungen einzelner Akteure verschiedene inhaltliche Aspekte des Gesamtnetzwerks betrachtet werden:

  • Kognitive Nähe: Akteure brauchen eine ähnliche Wissensbasis, um Wissen effektiv austauschen zu können. Gleichzeitig ist eine gewisse kognitive Distanz (verschiedenartiges Wissen) notwendig, um noch voneinander lernen zu können.
  • Reputation: Öffentliche Reputation ist dann vorhanden, wenn die Bewertung von zukünftigem Verhalten aufgrund des Effekts des „return of past performance“ beurteilt wird. Ein Akteur hat sich einen Ruf auf dem Markt erarbeitet.
  • Netzwerkreputation: Die Leistung eines Akteurs wird durch Erfahrungen Dritter beurteilt. Es handelt sich um eine Art Spillover-Effekt, bei dem ein Akteur als gut empfunden wird, wenn diese Einschätzung durch andere Akteure des Netzwerks verbreitet wird.
  • Reziprozität: Bei Netzwerkbeziehungen handelt es sich um freiwellige Sequenzen von Transaktionen, die über einen langen Zeitraum erfolgen und durch Gegenseitigkeit gekennzeichnet sind. Nicht jede Transaktion wird genau aufgerechnet, sondern zwei Akteure vertrauen darauf, dass keiner langfristig belastet wird.
  • Interdependenz: Interdependenz von Netzwerken beruht auf der Dauerhaftigkeit von Netzwerken. Es entstehen gemeinschaftliche Lernprozesse und blindes Verstehen
  • Macht: In Netzwerken gibt es Machtasymmetrien. Einige Akteure haben mehr Macht über Kommunikations- und Interaktionsstrukturen im Netzwerk als andere.
  • Lose Kopplung: In Netzwerken sind Akteure nur lose aneinander gekoppelt. Sie sind an sich autonom und frei zu entscheiden, ob sie eine Beziehung fortsetzen oder beenden wollen. Durch lose Kopplung entstehen Redundanzen, die verhindern das ein Netzwerkbund auseinanderbricht (vgl. Bathelt und Glückler 2012: 235).

Netzwerkanalyse mit Bezug auf Soziale Innovation

Einige Aspekte lassen sich bei bloßer Betrachtung einer Netzwerk-Darstellung erkennen und interpretieren, andere werden erst durch Kennzahlen besonders deutlich. Bei der Untersuchung der Sozialen Innovation im Ruhrgebiet mithilfe des Netzwerks der hier ansässigen Initiativen, haben sich folgende Kennzahlen als besonders nützlich herausgestellt:

  • Degree Zentralität: Je höher die Degree Zentralität, desto mehr Kontakte hat ein Akteur im Netzwerk.
  • In Degree: Der In Degree sind die eingehenden Beziehungen. Je höher der In Degree, desto öfter wurde dieser Akteur genannt und desto mehr Pfeile zeigen deshalb auf ihn.
  • Closeness Zentralität: Die Closeness Zentralität drückt die Nähe der Netzwerkmitglieder zueinander aus. Dabei handelt es sich nicht um die geographische Nähe, sondern um die Nähe im Netzwerk. Diese wird durch den kürzesten Weg zwischen zwei Akteuren beschrieben. Indirekte Beziehungen, die über andere Akteure laufen, werden hier berücksichtigt.
  • Betweenness Zentralität: Diese Kennzahl sagt aus, wie zentral ein Akteur in Bezug auf die Vermittlerrolle im Netzwerk ist, die er zwischen anderen Akteuren einnimmt. Derjenige Akteur ist besonders zentral, über den die meisten Verbindungen zwischen anderen Akteuren verlaufen. Dieser Akteur hat somit eine Zwischenposition (vgl. Scheideler 2010: 33-36).

Im Folgenden werden die bei Scheideler (ebd.) erläuterten Kennzahlen nun so interpretiert, dass sich mit ihrer Hilfe Aussagen über die Soziale Innovation im Ruhgebiet treffen lassen. Die Ausprägung der Degrees und Zentralitäten werden graphisch umgesetzt und sind in den Netzwerkkarten durch größere und kleinere Punkte für die Akteure dargestellt. Hat eine Initiative einen hohen Wert (also einen großen Punkt) bei der Degree Zentralität, verrät das, dass sie viele Kontakte besitzt. Sie scheint im Netzwerk etabliert. Ihre Möglichkeiten zur weiteren Vernetzung sind groß. Es lässt sich von hier auf Bekanntheit, Reputation und Aktivität schließen. Soziale Innovation kann durch diese Initiativen weiter verbreitet werden.

Der In Degree gibt die Reputation etwas präziser an. Während bei der Degree Zentralität ein- und ausgehende Verbindungen betrachtet werden, werden hier nur die eingehenden berücksichtigt. Ist der In Degree hoch, wurde die Initiativen von vielen weiteren Akteuren genannt. Der In Degree ist ein Reputationsmerkmal. Mit dieser Kennzahl lässt sich beispielsweise ablesen, welche Initiative von anderen für besonders relevant für die Soziale Innovation im Ruhrgebiet gehalten wird.

Die Closeness Zentralität gibt an, wie nah eine Initiative möglichst vielen weiteren Akteuren im Netzwerk ist. Diese Beziehungsnähe ermöglicht es einer Initiative – wenn sie eine hohe Closeness Zentralität hat, – viele andere Initiativen zu erreichen. Da hier auch indirekte Beziehungen, die über andere Initiativen laufen, zählen, ist gut ablesbar, wie groß die Reichweite einer Initiative und wie gut ihre Kommunikationsmöglichkeiten im Netzwerk sind. Gleichzeitig lässt sich erkennen, ob mehr stärkere oder mehr schwächere Beziehungen, die nicht gefestigt und somit störanfälliger sind, bestehen. Interpretieren lässt sich hier, dass eine hohe Closeness Zentralität mit einer guten Stellung im Netzwerk gleichzusetzen ist. Die Initiative liegt zentral und ist gut erreichbar. Daraus kann man schließen, dass sie besonders relevant für die Soziale Innovation im Ruhrgebiet ist.

Bei einer hohen Betweenness Zentralität lässt sich sagen, dass dieser Akteur eine Zwischenposition hat und einen Knotenpunkt im Netzwerk darstellt, über den viele Verbindungen laufen. Diese Position bietet Möglichkeiten zur Kontrolle und stellt eine Machtposition dar. Im Extremfall ist ein Akteur die einzige Verbindung zweier sonst gänzlich unverbundener Netzwerkteile, was ihm sehr große Einflussmöglichkeiten in Bezug auf Kommunikation und Interaktion der beiden Teilgruppen einräumt. Dieser Akteur ist nicht nur wichtig für den Zusammenhalt des Netzwerks, auch könnte dies bedeuten, dass er wichtig für die Verbreitung der Sozialen Innovation im Ruhrgebiet ist.

Die Netzwerkanalyse, mithilfe der oben genannten Kennzahlen, bietet die Möglichkeit zu Rückschlüssen auf Aspekte, die für Soziale Innovation im Ruhrgebiet förderlich sein könnten. In den folgenden Blöcken 3 und 4 sind die konkreten Auswertungen der Netzwerkanalyse zu finden.

Allgemein lässt sich festhalten, dass Initiativen, die sowohl aufgrund der Kriterien des Projektes als auch durch Nennungen von anderen Akteuren für sozial innovativ gehalten werden, oftmals auffällig hohe Werte beim In Degree, der Degree Zentralität oder der Betweenness Zentralität haben. Diese Vernetzungen sind jedoch nicht alles, was die Initiative ausmacht. Eine starke Position im Netzwerk muss nicht automatisch dazu führen, dass eine Initiative sozial innovativ ist. Andersherum bedeutet eine eher schwächere Position nicht unbedingt, dass die Initiative nicht sozial innovativ sein kann.  Mit Sicherheit lässt sich allerdings sagen, dass eine gute Vernetzung förderlich für Kommunikation und Wissensaustausch ist und das in jedem Fall einen begünstigender Faktor für die Verbreitung von Sozialer Innovation darstellt.

Quellen